Klettereinlage an der Hochplatte bei Füssen

Überwunden – die Hochplatte bei Füssen

Es gibt Wandertouren, die sind zwar noch keine Klettertouren, kosten aber trotzdem Überwindung. Die Wanderung über die Hochplatte bei Füssen ist für mich eine solche Tour. „Trittsicherheit und absolute Schwindelfreiheit erforderlich“, hieß es in der Einladung zu der Pressereise, die ich von der Allgäu Tourismus GmbH erhalten hatte. Na ja, so schlimm wird es ja nicht werden, oder? Und schließlich kam der Tag: ich machte mich auf nach Füssen um die Hochplatte zu bezwingen.

Wanderung auf der Hochplatte
Unterwegs auf der Hochplatte bei Füssen

Inhaltsverzeichnis

Füssen und Halblech

Aber zunächst einmal lerne ich Füssen und Halblech kennen. Beides sind Etappenorte der mir, und hoffentlich auch meinen Lesern, inzwischen gut bekannten Wandertrilogie Allgäu. Dementsprechend kann man die beiden Orte am besten bei einem Trilogierundgang erkunden. Dabei fällt natürlich der Kontrast zwischen dem städtischen Füssen und dem doch ruhigen und beschaulichen Dörfchen Halblech auf… und beides hat was!

Wandertrilogie Allgäu in Halblech
Wandertrilogie Allgäu – drei Nadeln kennzeichnen den Trilogieplatz

Während mich in Füssen das Franziskanerkloster, der Lech, der Gang durch den Baumgarten und der Blick auf das „Hohe Schloss“ begeistert, ist es in Halblech die kleine Kapelle Sankt Peter, von wo aus wir einen fabelhaften Blick auf die Füssener Hausberge, inklusive Schloss Neuschwanstein, haben. Außerdem können wir von hier aus schon unser morgiges Ziel, die Hochplatte sehen. Über den „Pfarrer-Meyer-Weg“ geht es hinunter zum Halblech. Diesem folgen wir bis zu einem Parkplatz, von wo aus wir unseren Aufstieg zur Kenzenhütte starten.

Wandertrilogie Allgäu - Füssen und das Hohe Schloss
Blick auf Füssen und das Hohe Schloss
Kapelle St. Peter - Fernsicht
Aussicht an der Kapelle Sankt Peter

Über den „Flysch“ zur Kenzenhütte

Vom Trilogierundgang Halblech wandern wir direkt hinauf zur Kenzenhütte. Die Kenzenhütte liegt auf 1300 m und naturgemäß müssen wir jetzt steil bergauf. Aber der Weg ist sehr abwechslungsreich. Durch den Wald erreichen wir das Röthenbachtal, wo wir am „Flysch“ eine Pause einlegen. Hier hat sich der Röthenbach eindrucksvoll in steil stehende Gesteinsschichten eingeschnitten.

Flysch im Röthenbachtal
Der „Flysch“ im Röthenbachtal

Nach der Pause folgen wir dem Halblech flußaufwärts, gehen an drei Seen vorbei und kommen schließlich an der Wankerfleck Kapelle an. Diese wurde mit Blick auf den Geiselstein zu Ehren der dort abgestürzten Bergsteiger errichtet. Das stimmt mich nachdenklich, denn wie eingangs erwähnt, ist die morgige Tour über die Hochplatte ja nicht ungefährlich.

Wandertrilogie Allgäu - Wankerfleck-Kapelle
Kapelle am Wankerfleck – mit Blick auf den Geiselstein

Übernachtung auf der Kenzenhütte

Auf der Kenzenhütte sind diese Gedanken aber sofort verschwunden. Auf der von zwei Schwestern betriebenen Hütte werden wir herzlich empfangen und auf der Sonnenterrasse gönne ich mir eine Maß Bier. Verdient nach diesen knapp 20 Kilometern. Nach dem Abendessen sitzen wir noch lange zusammen. Mit Thorsten vom Wandermagazin schmiede ich Pläne. Und schließlich schlafe ich wie ein Baby… die viele frische Luft!

Kenzenhütte
Angekommen an der Kenzenhütte (1300 m)

Die Hochplatte bei Füssen

Der Tag ist gekommen, nun geht es auf die Hochplatte. Die Hochplatte bei Füssen ist mit 2082 m die höchste Erhebung im Landkreis Ostallgäu. Wir folgen zunächst von der Kenzenhütte aus der Beschilderung der Wandertrilogie, machen einen kurzen Abstecher zum Wasserfall und wandern dann immer weiter hinauf in Richtung Kenzenkopf. Diesen lassen wir aber rechts liegen. Bestes Wanderwetter und sogar ein paar Gemsen zeigen sich. Auf ca. 1600 m Höhe wandern wir weiter bis zu einem Abzweig nach links. Hier geht es also hinauf zum „Fensterl“ und danach weiter über die Hochplatte.

Wandertrilogie Allgäu - Etappe 26
Bestes Wanderwetter
Gemse im Allgäu
Die Gemsen sind auch schon wach
Das Fensterl an der Hochplatte im Allgäu
Hinauf zum „Fensterl“

Bei diesem Weg handelt es sich um eine „Alternativroute“ zur 26. Etappe der Wandertrilogie vom Tegelberghaus zur Kenzenhütte (oder umgekehrt). Wer ihn gehen möchte, der sollte sich dessen bewusst sein, dass er im Allgemeinen mit dem Schwierigkeitsgrad „UIAA I“ eingestuft wird.

UIAA I – Geringe Schwierigkeiten, einfachste Form der Felskletterei (jedoch kein leichtes Gehgelände). Die Hände sind zur Unterstützung des Gleichgewichtes erforderlich. Anfänger müssen am Seil gesichert werden. Schwindelfreiheit ist bereits erforderlich.

Schon der Weg hinauf zum Fensterl verlangt mir Respekt ab. Es ist sehr steil und anfänglich geht es über Geröll. Ich komme nur langsam voran. Dann weiter im Zickzack über Fels. Der Weg ist nun mit Seilen gesichert, die ich auch benötige. Ich mache eine Pause und schaue Claudia vom Blog Aktiv-durch-das-Leben beim Klettern zu. Wie wird das wohl weiter gehen? Wird es hinauf zur Hochplatte noch ärger?

Weg zum Fensterl
„Klettereinlage“ – was wohl noch kommt

Gratwanderung zum Gipfel

Hinterm „Fensterl“ machen wir erstmal Pause. Gespannt schaue ich den Grat der Hochplatte hinauf. Das sieht schon ganz schön schmal aus. Schwindelfreiheit? Wird schon werden. Und dann stelle ich mit Erleichterung fest, dass der Weg von nahem doch nicht so schlimm aussieht. Obwohl es auf der linken Seite doch ganz schön steil herunter geht… und rechts auch! Es geht immer weiter bergauf und schon bald können wir auch das Gipfelkreuz in der Ferne sehen. Nun kommt eine Stelle, die seilgesichert ist. Mir wird der Platz an der Spitze der Gruppe zugeteilt? Warum mir? Weil ich früher Soldat war und deshalb unerschrocken sein müsste? Wenn Ihr wüsstet…Aber halb so schlimm. An einer Engstelle kommt uns eine Wandergruppe entgegen: Ihr habt es fast gepackt, jetzt wird es nicht mehr viel schlimmer. Was meinen die mit „nicht mehr viel schlimmer“?

Hochplatte bei Füssen - Gipfelgratt
Auf schmalem Grat über die Hochplatte
Gipfelgrat Hochplatte
Geschafft? Noch nicht ganz

Und es wird tatsächlich nochmal kniffliger als bislang. Am Seil entlang winden wir uns um einen Fels herum. Für mich ist das jetzt tatsächlich schon klettern. Ich erinnere mich an eine Gratwanderung in Rumänien, bei der ich mich ähnlich überwinden musste. Sorry an alle die nachfolgen. Ich kämpfe mit mir selbst und bin mit Sicherheit keine Hilfe für die kleine Truppe. Aber schließlich schaffen wir es alle und stehen glücklich am Gipfelkreuz  in 2082 m Höhe.

Klettereinlage an der Hochplatte bei Füssen
Schon kein „normales“ Wandern mehr, oder?
Wandertrilogie Allgäu - Hochplatte bei Füssen
Die letzten Meter bis zum Gipfel

Am Gipfel der Gefühle

Und hier kann ich die wunderschöne Aussicht auch endlich so richtig genießen. Ein echtes Hochgefühl. Für manch erfahrenen Bergkletterer ist diese Wanderung mit Sicherheit keine große Herausforderung. Mir hat sie höchste Konzentration abverlangt. Und ich bin schon ein wenig stolz darauf, dass ich mich und die Hochplatte überwunden habe. Lange stehen wir hier oben und es fällt schwer, den Gipfel der Hochplatte wieder zu verlassen.

Aussicht von der Hochplatte
Was für eine grandiose Aussicht!
Gipfelkreuz Hochplatte
Angekommen am Gipfelkreuz

Und doch müssen wir wieder hinab zur Kenzenhütte. Der Weg an der Ostseite ist nicht allzu schwierig. Wer also zum Gipfel der Hochplatte möchte und sich den schwereren Weg vom Westen her nicht zutraut, der sollte den leichteren Weg durch das karstige Gelände auf der anderen Seite nehmen. Vorsicht ist dennoch geboten. Vor allem auch bergab. Immer schön konzentrieren. Und dann kommen wir wieder an der Kenzenhütte an. Die Maß Bier schmeckt mir heute mindestens so gut wie gestern. Mit dem Kenzenbus fahren wir am nächsten Tag wieder hinunter ins Tal. Drei wunderschöne Tage in herrlicher Bergwelt liegen hinter mir.

Wandertrilogie Allgäu - Hochplattentour
Auch auf dem Weg von der Hochplatte hinunter gibt es noch tolle Aussichten

Disclaimer und weitere Fotos

Outdoor Blogger Codex Siegel

Zu dieser Reise wurde ich von der Allgäu GmbH eingeladen. Dafür meinen allerherzlichsten Dank! Die Kooperation mit dem Veranstalter hat meine Berichterstattung aber in keinster Weise beeinflusst und ich gebe hier ausschließlich und ehrlich meine persönlichen Eindrücke wieder.

Transparenz und Offenheit sind mein Credo und somit Verpflichtung beim Verfassen aller meiner Artikel, dazu habe ich mich durch das Unterzeichnen des Outdoor Blogger Codex verpflichtet.

Diese Diashow benötigt JavaScript.


Wanderführer Wandertrilogie Allgäu (Amazon-Partnerprogramm):


Informationen auf einen Blick:

Wandern im Allgäu

Etappen

Prospekte und mehr

Noch mehr Allgäu? Vielleicht interessieren Euch ja auch meine früheren Berichte zur Wandertrilogie? Und auch mit Claudia und Anita könnt Ihr von Halblech zur Kenzenhütte wandern.




10 Kommentare

  1. Das sieht ja richtig toll aus! Wir waren letztens bei Garmisch wandern von der Alpspitzbahn zu der anderen Bahn, die wieder runter auf den Parkplatz fährt, auch ca. 10km und ein bisschen was zu klettern. Wir waren beide danach gut fertig, aber richtig stolz. Ich kann gut mit dir fühlen :D
    Füssen ist für einen Tagesausflug aus München fast ein bisschen weit, aber vielleicht geht sich’s ja mal übers Wochenende aus!

    Liebe Grüße,
    Christina von http://miles-and-shores.com

    1. Hallo liebe Christina,

      vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich bin ja so gerne in den Bergen, aber für mich ist das ja doch schon ziemlich weit weg. Deshalb freue ich mich immer besonders, mal in den Alpen zu sein.

      Liebe Grüße aus Limburg an der Lahn,
      Jörg

  2. Lieber Jörg,
    meine Hochachtung! Ich weiß wie es ist, Höhenschwindel zu bekommen und weiche Knie. Ich wäre da oben nicht lang gegangen. Gut, dass du diesen „Vorbericht“ gemacht hast, da ich im Herbst eine Woche Urlaub in Halblech mache und jetzt diese Tour schon mal getrost aussortieren kann :-)

    1. Liebe Aurora,
      Danke für Deinen Kommentar. Oh… Du hast noch Urlaub in Halblech! Wie schön für dich. Von der Kenzenhütte aus kann man auch leichtere Wanderungen unternehmen. Die Tour über die Hochplatte ist super schön, aber man muss halt wissen, was man sich zutraut. Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Spaß im Allgäu!
      Liebe Grüße, Jörg

  3. Hi Jörg,
    das Allgäu, gerade die Region in und um Füssen, bereise ich schon seit meiner Kindheit. Und auch da gehörte das Wandern schon zum festen Programm im Urlaub. Allerdings nur die „Weicheier-Strecken“. Bis heute ist das so.

    2014 habe ich mich an einer Gratwanderung auf dem Zirmgratweg zur Burg Falkenstein versucht. Ich musste abbrechen. Eigentlich schade. Denn die Ausblicke sind einfach fantastisch, die man für die Anstrengung und auch seinen Mut erhält. Deine tollen Fotos sind der beste Beweis dafür. Ich ziehe symbolisch meinen Hut vor deiner Leistung. Ich bin mir sicher, dass ich es nicht gepackt hätte.

    Liebe Grüße
    Silvana

    1. Hallo liebe Silvana.

      Es ist keine Schande, die „Weicheier-Strecken“ zu wählen. Wandern im Allgäu lohnt sich allemal. Wichtig ist, dass man sich selbst richtig einschätzt. Lieber einmal zu oft abbrechen als einmal zu oft zu stolz zum abbrechen sein. Googelt man mal „Unfall Hochplatte“, so müsste es einem anhand der Suchergebnisse klar sein, dass man eine solche Tour schon ernst nehmen muss.

      Liebe Grüße, Jörg

  4. Hallo Jörg,

    in und um Füssen war ich selbst leider noch nicht wandern, obwohl zum Beispiel der Säuling ganz oben auf meiner Liste steht. Dein Tourenvorschlag bestärkt mich darin, endlich mal Füssen und Umgebung unsicher zu machen. Dank dir vielmals für den Tipp.

    Viele Grüße, Daniel.

    1. Hallo Daniel,

      danke für Deinen Kommentar. Ich kann das Allgäu als Wanderziel sehr empfehlen. Wunderschön! Ich hoffe, Du schaffst es mal, Dein Vorhaben umzusetzen.

      Herzliche Grüße, Jörg

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert