Werbung* „In den heimischen Bergen wilde Natur, Einsamkeit und Abenteuer erleben – geht das noch?“ Der Text auf dem Buchrücken des Wanderführers „Vergessene Steige Bayerische Alpen“ scheint genau auf die derzeitige Situation zugeschnitten. Denn die touristisch beworbenen Wege in den Alpen sind sogar zu Zeiten der unsäglichen Corona-Krise oft hoffnungslos überlaufen und man sehnt sich beim Wandern nach mehr Ruhe und Einsamkeit. Warum also nicht einmal über vergessene Steige wandern? 30 dieser einsamen Touren in den Bayerischen Alpen stellt Autor Andreas Gruhle in seinem im Juli erschienenen Wanderführer vor.
Der Autor Andreas Gruhle
Ich muss vorwegschicken, dass ich Andreas Gruhle nun bereits seit vielen Jahren als Bloggerkollegen persönlich kenne und schätze. Wir haben bereits einige gemeinsame Touren unternommen. Die akribische Recherchearbeit, die er auf seinem Blog Gipfelfieber leistet, setzt sich in seinem neu erschienenen Wanderführer „Vergessene Steige Bayerische Alpen“ fort. Doch Andreas ist nicht nur Blogger:
Andreas Gruhle ist leidenschaftlicher Bergsteiger, Fotograf und Filmemacher. Mittlerweile lebt er mit seiner Familie im Bergsteigerdorf Sachrang, wo er sich zwischen dem Spitzstein, dem Geigelstein und dem Schlafzimmerblick aufs Kaisergebirge endlich angekommen fühlt.
Quelle: Bucheinband
Vergessene Steige Bayerische Alpen – Das Wandergebiet
Die Bayerischen Alpen sind ein traumhaftes Wandergebiet. Von Oberstdorf im Westen bis Berchtesgaden im Osten gibt es jede Menge Möglichkeiten die Wanderstiefel zu schnüren. In Andreas Gruhles Wanderführer findet man acht Touren in den Lechtaler und Ammergauer Alpen, fünf Wanderungen im Karwendel und im Wetterstein, neun Wege durch das Mangfallgebirge und die Chiemgauer Alpen, dreimal geht es durch das Kaisergebirge und fünf der beschriebenen Touren liegen in den Berchtesgadener Alpen.
Zum Charakter der Touren
Im Kapitel „praktische Informationen“ des Buches ist zu lesen, dass vergessene Steige solche Wege sind, die nicht mehr markiert sind und nicht mehr gewartet werden. Daraus ergibt sich, dass sie bestimmte Voraussetzungen an die Fähigkeiten des Wanderers stellen. Will man solche Touren gehen, benötigt man beispielsweise ein gutes Wegfindungsgespür. Die Touren im Buch sind in „leicht“, „mittel“ und „schwer“ unterteilt. „Leicht“ sind einfache Wanderungen auf teilweise schmalen Pfaden und ausgesetzte Stellen finden sich so gut wie nicht. Auch Wegfindungsschwierigkeiten sind bei den leichten Touren eher selten.
Im Gegensatz dazu zeichnen sich die schweren Touren dadurch aus, dass sie Kletterstellen bis zum II. Grad (auch was das bedeutet wird im Buch beschrieben) aufweisen, oft lang sind und so ein hohes konditionelles Maß verlangen. Einige der schweren Touren weisen zwischendrin dazu sehr exponierte Stellen auf, die auch für den Kopf anspruchsvoll sein können. Die „Mittel“ eingestuften Touren liegen dann in etwa dazwischen.
Anhand dieser Kategorisierungen sieht man schon, dass sich das Buch nicht an unerfahrene Wanderer richtet, sondern dass man schon ein gewisses Maß an Bergerfahrung und Kondition haben sollte, um sich an eine der Touren zu wagen. Ist man sich nicht sicher, sollte man also auf keinen Fall mit einer schweren Tour beginnen, sondern sich lieber mit „leicht“ anfangend an die schwereren Touren herantasten. Insgesamt findet man im Buch sieben leichte, 13 mittlere und 10 schwere Touren.
Die Tourbeschreibungen
Da es sich bei den Touren im Buch um „vergessene Steige“ handelt, ist natürlich die Beschreibung der Tour besonders wichtig. Denn durchgehende Markierungen fehlen bei diesen Wegen und sie können schwer erkennbar sein. In einem grün hinterlegten Kästchen erfährt man zunächst Einzelheiten über die jeweilige Tour. Schwierigkeitsgrad, Gehzeit, Höhenmeter und Streckenlänge sind quasi die „technischen Daten“ jeder Tour. Außerdem erfährt man im grünen Kasten etwas über den Tourencharakter (sehr wichtig!), den Ausgangs- und den Endpunkt, die Anfahrt mit dem ÖPNV und dem Auto, die Gehzeiten zwischen markanten Punkten, die Möglichkeiten zur Einkehr, das Kartenmaterial und darüber, wo man weitere Informationen, beispielsweise im Internet, findet.
Die eigentlichen Wegbeschreibungen sind dann äußerst detailliert und lassen keine Wünsche offen. Dazu gibt es einen kleinen Kartenausschnitt und reichlich tolle Bilder, die der Author übrigens alle selbst geschossen hat. So kann man sich einen guten Eindruck von der Tour verschaffen. Außerdem findet man bei manchen Touren interessantes Hintergrundwissen zu Besonderheiten der Region, wie zum Beispiel zu den Steinböcken im Ammergebirge. Man merkt, das Andreas Gruhle gerne schreibt, denn die Tourbeschreibungen machen richtig Lust darauf, auf Tour zu gehen.
Praktische Tipps
Zum Glück gibt es zu jeder Tour auch einen passenden GPX-Track, den man sich auf der Verlagsseite herunterladen kann. Aber Vorsicht! Wer sich mit der GPS-Navigation auskennt wird wissen, dass diese besonders in den Bergen so ihre Tücken hat. So fehlt im Buch auch nicht der Hinweis, dass man sich nicht alleine auf die Tracks verlassen sollte. Das Mitführen von passendem Kartenmaterial ist unabdingbar. Und das kann ich nur unterstreichen!
Außerdem finde ich noch ein weiteres „Goodie“ im Buch äußerst praktisch: hinter den Tourbeschreibungen findet man auf einer Doppelseite eine tolle Übersicht mit dem Namen „Für jeden Tag die richtige Tour“. Hier sind alle Touren des Buches in Tabellenform zusammengefasst. Mit dabei die Infos über Gehzeit, Höhenmeter, Streckenlänge, Einkehrmöglichkeiten, Sonneneinstrahlung, Schatten, ÖPNV, Klettersteige und Klettern. Richtig gut gemacht um sich die passende Tour heraus zu suchen.
Kurzüberblick Vergessene Steige Bayerische Alpen
- Broschiert : 160 Seiten
- ISBN-10 : 3734318645
- ISBN-13 : 978-3734318641
- Größe und/oder Gewicht : 16.5 x 1.5 x 23.3 cm
- Herausgeber : Bruckmann Verlag GmbH; 1. Auflage (27. Juli 2020)
- Sprache: : Deutsch
- Preis: 19,99 €
Mein Fazit
Das Buch richtet sich an versierte Bergwanderer und sollte auch nur von solchen genutzt werden. Das muss jedem klar sein, der sich für den Kauf des Buches entscheidet. Denn auch die „leichten“ Touren haben einen gewissen Schwierigkeitsgrad. Allen, die zu oben genannter Zielgruppe gehören, spreche ich eine klare Kaufempfehlung aus. Denn das Buch ist äußerst wertig, die Bilder sind beeindruckend und aussagekräftig und die Tourbeschreibungen detailliert und praxisnah. Wenn man ein Haar in der Suppe finden möchte, so sind es vielleicht Gewicht und Größe des Buches. Es scheint nicht unbedingt für den Rucksack oder gar die Hosentasche gemacht zu sein. Aber das ist Klagen auf hohem Niveau. Wer sich zutraut, die vergessenen Steige in den Bayerischen Alpen zu begehen, wird begeistert sein.
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Wir können den Artikel nur zusimmen, da wir das Buch aktuell gekauft haben. Klare Kaufempfehlung auch von uns.
Schön, dass Ihr es genauso seht! Ist auch wirklich ein tolles Buch und die Touren wären was für mich (zumindest die leichten). Schade, dass die Bayerischen Alpen so weit weg sind!
Dankeschön, Jörg :)
Bitteschön Andi! Wirklich klasse!