Warum mache ich das? Bin ich verrückt? Warum tue ich mir das an? Das sind Fragen, die ich mir jetzt schon zum wiederholten Male vor einem Wandermarathon oder einer 24 h – Wanderung gestellt habe. Was ist die Faszination, die von so einer Veranstaltung ausgeht? In diesem Bericht über den Wandermarathon rund um den Donnersberg versuche ich unter anderem dieses zu ergründen.
Denn Strecken von über 40 Kilometern sind auch für mich beileibe nicht alltäglich. 20 Kilometer, ja, das mache ich mit links. 30 Kilometer, die tun schon etwas weh. Aber 40 Kilometer und mehr? Das kostet Überwindung. Und so fuhr ich dann mit einem etwas flauem Gefühl im Magen am Samstag morgen nach Steinbach am Donnersberg. Gewissermaßen eine Mischung aus Vorfreude und Skepsis. Doch schon als ich Steinbach erreiche und mein Auto zur gut ausgeschilderten Parkzone steuere beruhigt mich ein Gedanke: ich bin nicht der einzig Verrückte.
Das setzt sich bei der Anmeldung am Bürgerhaus fort. Ich mustere meine Mitwanderer die um 08:00 Uhr schon zahlreich vor Ort sind. Was tragen die mit sich? Was haben die an den Füßen? Wie sind die drauf? Und schon erblicke ich Anita und Claudia von aktiv-durch-das-leben.de – auch so zwei im postiven Sinne Wahnsinnige. Ich empfange meine Startunterlagen. Eine Karte, eine Wegebeschreibung, ein Höhenprofil welches mir Angst macht und das Wichtigste: die Stempelkarte. Der Nachweis meiner Leistungen.
Kurzer Plausch mit Anita und Claudia… und schon sind wir unterwegs. Tempo finden. Nicht zu schnell angehen aber auch nicht trödeln. Am Keltendorf und dem heutigen Ziel, der Pfälzerwaldhütte Steinbach vorbei geht es auch gleich schon etwas bergauf. Das Wetter ist herrlich, die ersten tollen Ausblicke laden zum verweilen und fotografieren ein. Na klar, ich bin Blogger. Da muss ich vom Wandermarathon auch etwas für Euch mitbringen. Die ersten Veränderungen an Bekleidung und Ausrüstung werden vorgenommen. Bei mir passt alles.
Und so erreichen wir schon bald die erste Stempelstelle an der „Weißen Grube“ Imsbach. Noch muss ich kein Wasser nachkaufen. Mein Trinksystem bewährt sich auch heute. Es ist Gold wert nicht immer stehen bleiben zu müssen um die Flasche Wasser aus dem Rucksack zu holen. Weiter geht es auf der schönen Runde. Natürlich bergauf, was sonst? Und dieser Anstieg zur Kontrollstelle Kupferberghütte zeigt mir nach 8 Kilometern schon mal, wo der Hammer hängt.
Nach etwa 1:30 h komme ich zusammen mit Anita und Claudia an der Kupferberghütte an. Wow… was für eine Aussicht und was für ein tolles Wetter! Ich schaue in viele entspannte und freudige Gesichter. Fotos werden geschossen und natürlich bekommen wir auch den zweiten Stempel. Nur noch fünf bis ins Ziel!
Nach einem weiteren Anstieg zur „Dicken Eiche“ kommt eine längere und landschaftlich sehr reizvolle bergab-Passage die ich total genieße. Nein, ich bin nicht verrückt! Es macht einfach Spaß. Und mit diesen Gedanken geht es hinunter ins Falkensteiner Tal. Was mir auffällt: es geht auf diesem Wandermarathon sehr oft bergauf und dementsprechend sehr oft bergab. Ebene Abschnitte sind eher selten.
Und so wandern wir dann wieder hinauf zum Steinberg und im Anschluss wieder hinunter zur Mühlwaldhütte wo wir unseren dritten Stempel bekommen. Anita hatte sich schon auf dem Weg dorthin von uns verabschieden müssen weil sie nur die 30 Kilometer laufen möchte. Nein, halt… das „nur“ nehme ich zurück. Auch 30 Kilometer sind eine Herausforderung! Und jeder, er heute hier eine der drei Strecken für sich auswählt tut dies nach seiner Verfassung und ist ein Gewinner. Denn wie viele Menschen gibt es, für die schon 21 Kilometer zu Fuß eine unüberwindbare Distanz darstellen.
Bergab ist unser Tempo kompatibel. Aber bergauf merke ich, dass bei mir mehr drin wäre. Und nach 21 Kilometern steht der nächste Hammer-Anstieg hinauf zum Falkensteiner Hof auf dem Programm. Also verabschiede ich mich schweren Herzens von Claudia denn ich muss solche Anstiege zügig hinter mich bringen. Das mache ich dann auch, überhole den einen oder anderen Wanderer und wechsele das eine oder andere Wort mit diesem und jenem. Auch das macht einen Wandermarathon aus. Man kommt leicht mit Leuten ins Gespräch.
Am Falkensteiner Hof bekomme ich den nächsten Stempel und hier wäre Gelegenheit auf der schönen einladenden Terrasse mit tollem Ausblick Pause zu machen. Aber dort ist mir schon zu viel los. Und so entschließe ich mich, noch bis zur Marienthaler Hütte zu wandern bevor ich meine „Mittagspause“ mache. Am Blockhaus hole ich mir den nächsten Stempel und finde den optimalen Pausenplatz. An der Kneippanlage Marienthal steht ein Picknicktisch, es ist ruhig, es gibt frisches Trinkwasser und… keinen Handyempfang! Dabei wollte ich doch jetzt in Ruhe meinen „Followern“ ein Lebenszeichen über twitter, Facebook und Instagram senden. Aber keine Chance.
Aber ich überwinde den Schmerz und die Sorge, dass mich jemand vermisst ;-) Lieber konzentriere ich mich auf die folgende Aufgabe. Es geht steil hinauf zum höchsten Berg der Pfalz: dem Donnersberg. Ich muss ein wenig Kraft schöpfen, meinen Beinen eine kurze Ruhepause schenken. Das erscheint mir in diesem Moment wichtiger als meine Fans und Follower (sorry).
29 Kilometer und die ca. halbstündige Ruhepause liegen hinter mir. Ich raffe mich auf und nehme den Donnersberg in Angriff. Auf Jörg, da musst Du nun durch! Beine und Füße sind noch okay. Die Kombination Lowa / Wrightsock funktioniert wieder einmal bestens so dass ich kein Bläschen an den Füßen spüre. Meine neuen Lowa Renegade habe ich übrigens bei einem Gewinnspiel des Enziano-Blogs ergattert. Schon mein viertes Paar genau dieses Modells und ich bin total zufrieden. Genau wie mit den Socken von Wrightsock. Da läuft man sooo bequem drin, ich möchte sie bei langen Wanderungen nicht mehr missen.
Aber neben Füßen und Beinen gibt es ja noch andere Faktoren von denen eine erfolgreiche Gipfelstürmung abhängt. Und insgesamt fühle ich mich doch schon etwas geschafft. Und so bleibe ich während des Anstiegs öfter mal stehen um ein Foto zu schießen, merke aber, dass dies nur eine dumme Ausrede ist. Ich brauche die kurzen Halte einfach um dann wieder weiter gehen zu können. Es fehlt nicht die Luft, es fehlt einfach die Power.
Na ja, ich kämpfe mich aber natürlich weiter. Ich glaube, ich bin doch verrückt! Warum sonst tue ich mir so etwas an? Angekommen am Donnersberg bin ich wieder im Reinen mit mir selbst und genieße die Aussicht sowie das Gefühl „übern Berg zu sein“. „Der höchste Berg der Pfalz“ steht auf einer Schautafel zu lesen. „Für mich war es heute der höchste Berg der Welt“ teilt mir eine Teilnehmerin mit. Vermutlich hatte sie während des Anstieges ähnliche Gedankengänge wie ich.
Der vorletzte Stempel an der Keltenhütte am Donnersberg. Noch ein wenig bergauf zum Ludwigsturm den ich heute mal nicht besteige ;-) und dann wandere ich auch schon hinunter zum Adlerbogen. Ein Abschnitt, auf den ich mich sehr gefreut hatte. Aber jetzt bemerke ich ein „Brennen“ in den Oberschenkeln. Es ist schon Wahnsinn wie man während einer so langen Wanderung in sich hinein hört und auf Signale des Körpers zu achten versucht. Da bahnen sich doch nicht etwa Krämpfe an? Magnesium und Flüssigkeit hatte ich eigentlich ausreichend. Ich werde am Adlerbogen einfach noch eine etwas längere Pause einlegen.
Zum Glück ist dort auch eine Bank frei und ich genieße diesen tollen Platz mit Ausblick soweit das Auge reicht. 38 Kilometer sind geschafft.. nur rund 4 Kilometer. Geschenkt, oder? Zumal es weiter überwiegend bergab geht. Das sollte doch in einem Stündchen erledigt sein. An der Abzweigung zur Pfälzerwald-Hütte sind es gar nur noch ca. 600 Meter. Ich bin schon im „Zieleinlaufmodus“. Die letzten Meter genießen, stolz auf das Geschaffte sein.
Und dann: es geht doch tatsächlich nochmal bergan! Welcher Sadist hat sich das ausgedacht? Boah, ich werde nochmals gefordert und man glaubt gar nicht, wie lang 600 Meter sein können. Aber es gibt ja noch schöne „Fotomotive zum Ausruhen“.
Und so erreiche ich dann nach 8 Stunden, 50 Minuten das Ziel an der Pfälzerwaldhütte Steinbach. Hier feiert der eine oder andere schon seinen ganz persönlichen Sieg im Kampf gegen den inneren Schweinehund. Das ist es, warum man es macht. Man hat sich einer besonderen Herausforderung gestellt! Und wenn man einen Wandermarathon hinter sich gebracht hat, ist es ein tolles Gefühl, diese nicht alltägliche Herausforderung gemeistert zu haben. Und das gibt Kraft und Selbstvertrauen für andere Aufgaben des alltäglichen Lebens. Zumindest empfinde ich persönlich das so. Hinzu kommen das Gemeinschaftserlebnis und die tolle Atmosphäre auf solchen Events. Ich kann nur jedem empfehlen, sich mal an einem Wandermarathon zu versuchen und eigene Erfahrungen zu sammeln.
Was mir nun noch bleibt ist, mich beim Veranstalter, dem Donnersberg Touristik Verband zu bedanken. Alles war bestens organisiert, es hat an nichts gemangelt. Und das für eine im Vergleich geradezu lächerlich wirkende Teilnahmegebühr von 5,00 €. Wenn es terminlich und gesundheitlich klappt, bin ich im nächsten Jahr gerne wieder mit am Start.
Liebe Grüße möchte ich allen Teilnehmern ausrichten! Jeder Gruß von Euch, jeder Scherz und jedes gewechselte Wort hat mir geholfen ans Ziel zu kommen! Ganz besondere Grüße an meine Bloggerkolleginnen Anita und Claudia. Es war schön, Euch kennenlernen zu dürfen. Gerne empfehle ich Eure tolle Seite und vor allem auch Eure Übersicht über Wandermarathons und 24h Wanderungen weiter.
Für mich persönlich war dieser Wandermarathon ein erster Belastungstest für den MegaMarsch Frankfurt, den ich dann im Oktober mit dem „Wrightsock-Team“ bewältigen möchte. Der MegaMarsch ist auf 100 km in 24 Stunden ausgelegt. Ich bin sehr gespannt, ob und wie ich das bewältigen werde und frage mich mal wieder: bin ich verrückt?
Update 09.02.2019:
Hier geht es zur Ankündigung des 8. Wandermarathon rund um den Donnersberg 2019
Während des Wandermarathons habe ich nicht nur Fotos sondern auch bewegte Bilder gemacht, einige original-Gedanken inbegriffen. Wenn Ihr jetzt noch ein paar Minuten Zeit habt, schaut Euch doch einfach auch noch mein Video an:
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Hallo Jörg,
vielen Dank für diesen ausführlichen und vor allem sehr reich bebilderten Erfahrungsbericht! Wir organisieren als gemeinnütziger Verein in Nordbayern jährlich einen „50 km in 12 Stunden“ und „100 km in 24 Stunden, alleine oder in der Staffel“ Marsch („Schlackenmarsch“) und bin daher auf der Suche nach Inspirationen für neue Ideen und Verbesserungen auch auf deine Seite gestoßen. Wer 42 km geschafft hat denkt evtl. auch mal über ein paar km mehr nach? Und wenn es nicht beim nachdenken bleibt: Nach meinem ersten 50 km Marsch war für mich der Gedanke absolut abstrus, nochmals 50 km ran zu hängen. Dennoch habe ich im gleichen Jahr die 100 km gefinisht. Ich habe den Weg von 0 … 50 km … 100 km in diesem Erfahrungsbericht „verarbeitet“:https://www.schlacken.com/100-km-in-24-stunden-ein-erfahrungsbericht/
Vielleicht motiviert der den/die eine(n) oder andere(n), oder schafft den nötigen Respekt vor diesen Distanzen …
Mit sportlichen Grüßen!
Tolle Leistung, Jörg, und wunderbare Bilder einer Gegend die mir gut bekannt ist. Da kommen schöne Erinnerungen auf. Vielen Dank dafür.
Liebe Grüße,
Tanja
Danke für Deine beiden Kommentare Tanja! Ja, der Donnersberg… auch für mich schöne Erinnerungen!
Liebe Grüße, Jörg
Puh und in dieser Zeit 42 Kilometer laufen, ich ziehe alle meine Hüte vor Dir, immerhin hast Du ja auch noch tolle Fotos mit gebracht. Wer weiß, vielleicht nehme ich auch mal teil, wenn ich die Chance habe wieder richtig mit Tempo auch lange Strecken zu wandern. Lust hast Du geweckt, das ist mal sicher
LG
Elke
Sehr gut be- und geschrieben! Die Steigung hoch zum Donnersberg und die letzte aus dem Laubbachtal kurz vor dem Ziel sind sehr „gewöhnungsbedürftig“. Da ich zum vierten Mal dabei war: Die wegweisende Beschilderung war noch nie so gut wie in diesem Jahr.
LG aus Mainz
Bernd
Gut geschrieben Jörg, vielen Dank. Die Strecke ist ganz nach meinem Geschmack, na ja, nicht so die Abstiege speziell kurz vorm Ziel. Aber das ist beim Hollenmarsch auch so, Vlt. schaffst du es auch da mal dran teilzunehmen. Muss ja nicht die 101km sein, 42 o. 55 gehen auch.
Falle es terminlich nächstes Jahr mit dieser Veranstaltung klappt, würde ich da auch mit schlendern ;-).
Bis denne
Lutz
Hallo Lutz… ja, die Abstiege vorm Ziel haben mich auch gequält. Der Höllenmarsch ist ja dieses Jahr schon in zwei Wochen, oder? Das wird leider auf keinen Fall klappen. Und 100 km hab ich mir dann ja im Oktober vorgenommen. Auf dem MegaMarsch Frankfurt. Schaun wir mal!
Beste Grüße! Jörg
Mit viel Interesse und Anteilnahme gelesen, Jörg; tolle Leistung! Bei so einer schönen Landschaft, würde so ein Wandermarathon sogar mich reizen ;-)
Hallo Guido,
dankeschön! Und ich freu mich, wenn ich Lust auf einen Wandermarathon machen kann. Die Landschaft dort in der Pfalz ist wirklich wunderschön.
Liebe Grüße aus Limburg,
Jörg
Hallo Jörg.
Was für ein wunderbarer Bericht von einem tollen Tag. Deine Gedanken kann ich/können wir total verstehen, mal sehen, wie unser Bericht aussieht. Erstmal aber die Fotos sortieren, die gemacht werden MUSSTEN, vor allem auf den bergauf-Kilometern ;-)
Liebe Grüße und danke für die nette Erwähnung.
Anita und Claudia
Hallo Ihr beiden!
Ja… die Fotos… da kommt man mit dem Sortieren ja kaum hinterher. Danke für den lieben Kommentar und Grüße zurück aus Limburg!
Jörg