Und wir dachten, auf der Via Spluga gäbe es nach der stimmungsvollen ersten Etappe und der beeindruckenden zweiten Etappe keine Steigerung mehr! Doch dann führte uns die dritte Etappe dieses Kultur- und Weitwanderweges über den Splügenpass und durch die Cardinelloschlucht bis ins Italienische und hat nochmal einen draufgesetzt.
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Bergauf – Ohne Fleiß kein Preis
Doch wie sagt man so schön? Jede schöne Aussicht beginnt mit einem steilen Anstieg… Und auch wir müssen uns die Aussicht erst erarbeiten. Splügen liegt auf einer Höhe von knapp 1500 m und den Splügenpass überqueren wir auf 2115 m. Es liegen also reichlich Aufwärtshöhenmeter vor uns. Und gleich zu Beginn der dritten Etappe machen wir einige davon. Durch Splügen hindurch geht es steil bergauf in den Wald. Klar, dass wir ab und zu stehen bleiben und innehalten. Dabei lohnt sich der Blick zurück, denn hinter uns zeigt sich immer wieder das fast 3000 m hohe Teurihorn. Schließlich erreichen wir die Marmorbrücke, eine Bogenbrücke die aus Splügener Marmor gefertigt wurde. Von nun an bekommen wir mehr und mehr freie Sicht. Es geht auf den Splügenpass zu.
Almenrausch am Splügenpass
Diesen sehen wir nun bald. Schon lässt sich der Pfad erkennen, den wir nehmen müssen. Wir wandern an der Talstation eines Skiliftes vorbei, machen nochmal eine kleine Trinkpause und nehmen nun den Pass in Angriff. Nach der Überquerung der Splügenpassstraße befinden wir uns plötzlich in einer anderen Welt: Herrlich rot blühen die Alpenrosen! Diese auch Almenrausch genannte Pflanze kann bis zu einem Meter hoch werden und blüht von Mai bis Juli. Und wir mittendrin! Wir können uns kaum satt sehen, bleiben immer wieder stehen und fotografieren was das Zeug hält. Das Spiel der Farben hat uns in seinen Bann gezogen.
Hier am Splügenpass können wir nun auch den alten Saumweg deutlich erkennen. Und genau über diesen Weg führt uns die dritte Etappe der Via Spluga. Wie beschwerlich muss es für die Säumer gewesen sein, ihre Waren hier mit den Tragtieren über den Pass zu transportieren? Wir können es nur erahnen. Zudem haben die Säumer wohl nicht immer genauso ein Glück mit dem Wetter gehabt, wie wir es haben.
Durchs Geröll hinunter nach Montespluga
Trotz der vielen Fotopausen kommen wir schließlich oben am Splügenpass an. Die Spannung steigt… wie wird es wohl auf der anderen Seite aussehen? Die italienische Flagge grüßt und animiert uns zu einem „Siegerfoto“. Und auch die Plakette, die bei der Eröffnung der Via Spluga im Jahre 2001 gelegt wurde, finden wir. Und dann wechselt wieder einmal das Landschaftsbild. Ein wenig fühlen wir uns jetzt an Norwegen erinnert. Wir durchwandern, immer noch auf den Resten des Saumpfades, durch ein Geröllfeld. Bis zum Etappenziel in Isola wird es nun fast nur noch bergab gehen.
Nachdem wir uns in dieser wunderschönen Bergkulisse am Lunchpaket vergriffen haben, bekommen wir nun Lust auf einen Kaffee. Und ja, wir sind ja jetzt in Italien! Also nix wie hinunter nach Montespluga. Dort herrscht italienisches Flair und wir genießen den Cappuccino auf der Terrasse eines kleinen Cafés – mit Blick auf den Lago die Montespluga! Wir freuen uns auf den weiteren Weg, denn mit diesem See und der Cardinello-Schlucht liegen noch zwei Höhepunkte der dritten Etappe Via Spluga vor uns.
Am Lago di Montespluga entlang
Wir wandern an der Westseite des Lago di Montespluga entlang. Und wieder durchqueren wir Geröllfelder. Der Pfad wird ist an manchen Stellen etwas schwierig und man sollte schon trittsicher sein. Aber dafür werden wir wieder mit bleibenden Eindrücken belohnt. Die blühenden Alpenrosen, der Blick über den See auf die gegenüberliegenden Berge und schließlich die gigantische Staumauer – all das wird uns lange im Gedächtnis bleiben.
Durch die Cardinello-Schlucht hintunter nach Isola
Als wir über die Staumauer gehen, können wir in die Cardinello-Schlucht hinab blicken. Und das flößt uns schon Respekt ein. Denn der Weg, den wir gehen müssen hat einige ausgesetzte Passagen und es geht seitlich steil hinunter. Ein Fehltritt könnte fatale Folgen haben. Doch das Naturerlebnis ist großartig, über in den Fels gehauene Stufen geht es hinunter nach Isola. Wie vielen Säumern bzw. wie vielen Tragtieren wird die Durchquerung dieser Schlucht damals das Leben gekostet haben? Wir wandern weiter, links der Fels und rechts der Abgrund. Zum Glück sind die gefährlichsten Passagen mit Seil gesichert. Und so verlassen wir schließlich die Cardinello. In der Ferne sehen wir Isola, unser Tagesziel. Noch drei Kilometer, dann werden wir dieses kleine Städtchen erreichen.
Übernachten im Martinos „Heimatmuseum“
In Isola empfängt uns Martino, der Eigentümer des Locanda del Cardinello. Ein uriges Hotel mit kleiner Bar, in dem wir übernachten werden. Das Haus gibt es seit 1722 und Martino ist ein echtes Original. „Um 19:00 Uhr gibt es Abendessen“ sagt er bestimmend und wir widersprechen nicht. Als Martino uns die Ferienwohnung zeigt, staunen wir nicht schlecht. Wir werden also in einer Art „Heimatmuseum“ übernachten, allerdings mit allem Comfort wie Einbauküche und moderner Dusche. Nur der Fernseher fehlt, aber den werden wir nicht vermissen. „Das Holz der Decke ist mehrere hundert Jahre alt, die Beschläge der Türen sind original“ erklärt uns Martino.
Dann ist es soweit – 19:00 Uhr! Martino erwartet uns und die anderen Via Spluga Wanderer im Keller mit einem Aperitif und hausgemachtem Apfelkuchen. Er erzählt uns von der Geschichte des Hauses und seiner Familie. Wie in einem Museum geht die Führung weiter. Martino berichtet aber auch, dass er keine Kinder hat, dass seine Verwandtschaft nur noch kommt um Ferien zu machen und das Isola so langsam aber sicher ausstirbt. Die Via Spluga habe ihm viele Gästeübernachtungen gebracht. Aber wie wird es hier einmal weiter gehen?
Doch Martino hat das Talent, trübe Gedanken erst gar nicht aufkommen zu lassen. Er bittet uns alle an einen großen Tisch. Es gibt leckere Käsespätzle, Polenta und Fleisch. Nachtisch und Wein sowieso. Und dann stellt er uns vier verschiedene Flaschen Schnaps auf den Tisch und wünscht uns einen schönen Abend. Den haben wir, noch lange quatschen wir mit unseren Mitwanderern. Schweizer, Australier und Deutsche an einem Tisch. Hier wurden bestimmt schon einige Freundschaften geschlossen! Voller Eindrücke gehen wir zu Bett und freuen uns auf die nächste und letzte Etappe der Via Spluga.
Via Spluga Etappe 3 – Diashow
Via Spluga – Wandern ohne Gepäck
– Werbung – Die Etappen der Via Spluga stellen auf jeden Fall eine gewisse sportliche Herausforderung dar. Es sind einige Höhenmeter zu überwinden. Am bequemsten wandert es sich da natürlich ohne großes Gepäck. Wir haben das ganze mit dem Pauschalarrangement „Klassik“ von Viamala Tourismus bewerkstelligt. Im Preis ab CHF 539.00 pro Person im Doppelzimmer (Wandersaison 2018) sind folgende Leistungen inbegriffen:
- 5 Übernachtungen im Doppelzimmer mit Frühstück
- 4 Lunchpakete der Hotels
- Eintritte: Viamala- und Rofflaschlucht, Kirche Zillis (inkl. Ausstellung), viaSpluga-Museum in Campodolcino
- Eintritt ins Mineralbad Andeer (Dauer 2 h)
- Postkarte/Souvenir
- Dokumentation mit Wanderkarte
- Gepäcktransport von Hotel zu Hotel
Für 150 CHF (Wandersaison 2018) kann man die Halbpension dazu buchen, was wir Euch gerne ans Herz legen wollen. Denn es gab in allen Hotels leckere 3- bzw. 4-Gang-Menüs, die ansonsten ein vielfaches gekostet hätten.
Fun-Fact Etappe 3
Trotz tobender Winterstürme brach Marschall Mac Donald mit 15.000 Soldaten der französischen Armee im Dezember 1800 in Splügen auf. Unter widerwärtigsten Bedingungen und mit hohen Verlusten erreichte das Heer den Cardinello, wo die Lawinen Hunderte weitere Soldaten in die Tiefe rissen. (Quelle: Via Spluga – durch Kulturen wandern von Kurt Wanner)
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Dritte Etappe Via Spluga als GPX-Track
Ich habe unsere Tour auf komoot aufgezeichnet. Hier könnt Ihr sie ansehen und den GPX-Track herunterladen.
Disclaimer
Diese Reise wurde von Viamala Tourismus, der Rhätischen Bahn, den Schweizerischen Bundesbahnen sowie der Deutschen Bahn unterstützt. Dafür meinen allerherzlichsten Dank! Die Kooperation mit dem Veranstalter hat meine Berichterstattung aber in keinster Weise beeinflusst und ich gebe hier ausschließlich und ehrlich meine persönlichen Eindrücke wieder.
Transparenz und Offenheit sind mein Credo und somit Verpflichtung beim Verfassen aller meiner Artikeln, dazu habe ich mich durch das Unterzeichnen des Outdoor Blogger Codex verpflichtet.
Zu den weiteren Etappen der Via Spluga:
- Via Spluga Etappe 1 – Hohen Rätien und Viamala-Schlucht
- Via Spluga Etappe 2 – Durch die Rofflaschlucht und hinauf nach Splügen
- Via Spluga Etappe 4 – Durchs zauberhafte Val San Giacomo
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Hallo,
eine Frage: Wie schwierig / gefährlich ist der Weg durch die Cardinello-Schlucht? Bin jetzt nicht so supererfahren, habe aber schon 2 Trekkingtouren auf der GTA (südlicher Teil gemacht)…bissl schissig bin ich allerdings was absturzgefährliche Stellen angeht ;-) Danke, lg.
Hallo,
das ist immer so eine Ermessenssache. Aus meiner Sicht ist der Weg durch die Schlucht nicht sonderlich gefährlich. Er ist relativ breit und somit machbar. Ein wenig Trittsicherheit und Schwindelfreiheit natürlich vorausgesetzt. Es gibt ein paar Steinstufen, die bei schlechtem Wetter glitschig sein können, aber an diesen Stellen besteht auch keine große Absturzgefahr. Die GTA kenne ich leider nicht, so kann ich Dir leider mit einem Vergleich nicht helfen.
Liebe Grüße, Jörg
Vielen Dank, das hilft mir schon weiter. Toller Bericht und schöne Fotos. Liebe Grüße
Das freut mich! Und danke für das Kompliment. Liebe Grüße zurück!
Jörg
Wow, was für ein wunderbarer Trip ❤ Die Bilder sind ja ein Traum – wunderschöne Natur!!!
Liebste Grüße,
Sarah
http://www.vintage-diary.com
Dankeschön liebe Sarah. Ja, die Wanderung war echt ein Hammer! Und mit dem Wetter haben wir auch totales Glück gehabt.
Liebe Grüße, Jörg
Herrlich! Deine Berichte machen richtig Lust darauf, diesen Weg selbst einmal zu gehen!
LG Andrea von Samojedenerlebnisse
Vielen lieben Dank für Deinen Kommentar. Das lese ich natürlich gerne… die Via Spluga kann man aus meiner Sicht auch ruhig mehrfach gehen.
Liebe Grüße, Jörg
lieber Jörg, du hast die Eindrücke so toll und lebhaft beschrieben und mit wunderschönen Bildern dokumentiert, so dass ich die schöne Weitwanderung nochmals verfolgen durfte.
Auch die Beiträge der ersten zwei Etappen habe ich mit Interesse gelesen. Ihr habt den Termin gut gewählt, die Blumenpracht ist fantastisch.
Grüsse Annelies (passionierte Bündnerin)
Hallo Annelies,
vielen Dank für Deinen Kommi! Ja, ich bin ja jetzt auch schon so etwas wie ein „Wahlbündner“, so oft wie ich jetzt schon in diesem schönen Fleckchen Erde war. Einfach klasse!
Liebe Grüße, Jörg