Werbung* Eine Landschaft zum Verlieben: ich stehe auf dem steilen Spitznackfelsen und lasse meinen Blick über das Rheintal zur märchenhaften Loreley wandern. Um nicht aneinander zu geraten, führen die Rheinschiffer unten gekonnte Fahrmanöver aus. Oben saß der Sage nach das traurige Mädchen, welches mit ihrem Gesang die Schiffer verzauberte. Ist es ein Wunder, dass gerade hier im Mittelrheintal die Rheinromantik ihren Ursprung fand? Doch auch ohne romantische Verklärung: eine Wanderung im Mittelrheintal ist ein Erlebnis, dass man so schnell nicht vergessen wird.
Was macht sie aus, die Rheinromantik?
Nun wandere ich ja nicht zum ersten Mal im Mittelrheintal. Und doch zieht mich die malerische Landschaft am Rhein immer wieder in ihren Bann. Ich frage mich: warum ist das so? Ist es die sprichwörtliche Rheinromantik? Und was macht diese überhaupt aus? Sind es die vielen Burgen? Auf beiden Rheinseiten thronen sie hoch über dem Fluss. Hat sie eigentlich jemand mal gezählt? Alleine von Bonn bis Bingen sollen es 65 sein. Das Mittelrheintal ist UNESCO Weltkulturerbe. Bestimmt auch deshalb, weil es nirgendwo auf der Welt auf engstem Raum so viele historische Burgen und Schlösser zu bewundern gibt wie hier.
Zur Rheinromantik gehören natürlich auch die Geschichte und die Geschichten rund um diese mittelalterlichen Schätze an Deutschlands „Schicksalsfluss“. Die Sage berichtet beispielsweise von den feindlichen Brüdern. Diese wohnten auf den benachbarten Burgen Sterrenberg und Liebenstein und wurden durch Erbschaft sehr reich. Gierig wie sie waren, betrogen sie dabei ihre blinde Schwester um ein großes Teil ihres Erbes.
Allerdings brachte der zu Unrecht erworbene Reichtum den beiden Brüdern kein Glück. Sie verfeindeten sich dermaßen , so dass sie sogar eine Streitmauer zwischen ihren beiden Burgen errichteten. Als jedoch in vielen Jahren der Reichtum verschleudert war, versöhnten sie sich wieder. Sie beschlossen, aus diesem Anlass wieder gemeinsam auf die Jagd zu gehen, so wie sie es früher immer getan hatten. Sie vereinbarten, dass der, welcher am anderen Morgen zuerst erwachte, den anderen mit einem Pfeilschuss auf den Fensterladen wecken sollte. Gesagt, getan; Der Pfeil wurde abgeschossen und war auf dem Weg zur anderen Burg, als der Bruder soeben den Fensterladen öffnete. Der Pfeil traf ihn mitten ins Herz.
Verein für Heimatgeschichte Kamp-Bornhofen 1985 e.V.
100% echt: die Marksburg
Die romantische Marksburg thront majestätisch auf einem Schieferkegel oberhalb von Braubach. Und tatsächlich, diese Burg darf man guten Gewissens noch als „echt“ bezeichnen. Denn die Marksburg ist die einzige nie zerstörte Höhenburg im Mittelrheintal. Ich betrete die Burg durch das sehenswerte Zugbrückentor aus dem Jahr 1490 und staune. Ja, es lohnt sich wirklich, die Marksburg im Rahmen einer ca. 50 minütigen Burgführung zu besuchen. Über die Reitertreppe dringt unsere kleine Gruppe weiter ins Innere der Burg vor.
Und hier staune ich weiter und fühle mich ins Mittelalter zurückversetzt. Ob Burgküche, Kemenate, Kapelle oder Rittersaal. Hier glaubt man, der Burgherr könnte jeden Moment erscheinen um die Gäste zu begrüßen. Und vom Kräutergarten aus hat man einen gigantischen Blick hinunter auf den fast hundert Meter tiefer liegenden Rhein. Auch die Namen der im Kräutergarten zu findenden Pflanzen versetzen mich in die Zeit der Sagen und Märchen: Bilsenkraut, Liebstöckel und Basilikum, Mispel und Pestwurz… jetzt weiß ich endlich wie sie aussehen.
Oder ist es doch die Loreley?
Die Burgen tragen also ganz bestimmt einen großen Teil zur Rheinromantik bei. Aber natürlich auch die Figuren aus den vielen Sagen und Mythen der Region. Sei es Vater Rhein, der als Flussgott Pater Rhenus den Rhein personifiziert. Oder Germania, die vom Niederwalddenkmal bei Rüdesheim aus über den Rhein schaut. Sei es Bacchus, der in der Weinbauregion Mittelrhein allgegenwärtig ist. Oder doch vor allem die Loreley, die auf dem gleichnamigen Felsen hoch über dem Rhein mit ihrem Gesang die Schiffer betört? Bestimmt ist es der Gesamtmix, der die Rheinromantik ausmacht.
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin; Ein Märchen aus alten Zeiten, das kommt mir nicht aus dem Sinn. Die Luft ist kühl und es dunkelt und ruhig fließt der Rhein; Der Gipfel des Berges funkelt, im Abendsonnenschein. Die schönste Jungfrau sitzet, dort oben wunderbar; Ihr goldnes Geschmeide blitzet, sie kämmt ihr goldenes Haar. Sie kämmt es mit goldenem Kamme und singt ein Lied dabei; Das hat eine wundersame, gewaltige Melodei. Den Schiffer im kleinen Schiffe, ergreift es mit wildem Weh; Er schaut nicht die Felsenriffe, er schaut nur hinauf in die Höh. Ich glaube, die Wellen verschlingen, am Ende Schiffer und Kahn; Und das hat mit ihrem Singen, die Loreley getan.
Loreley Gedicht, Heinrich Heine
Rechtsrheinisch durchs Mittelrheintal wandern: der Rheinsteig
Zur Rheinromantik kehre ich vielleicht später noch einmal zurück. Jetzt wird erst einmal gewandert und zwar auf dem Rheinsteig. Dieser Fernwanderweg ist einer der ältesten Deutschlands und führt in 21 Etappen ca. 320 Kilometer rechtsrheinisch durch das gesamte Mittelrheintal von Bonn bis nach Wiesbaden. Immer schön am Vater Rhein entlang! Für heute haben wir uns die Königsetappe von St. Goarshausen nach Kaub vorgenommen. Warum eigentlich Königsetappe? Na, weil keine andere Rheinsteig-Etappe länger ist und mehr Höhenmeter aufweist. Okay, wir schummeln heute ein wenig. Dafür müssen wir uns vom Parkplatz unterhalb des Loreleyfelsens über Treppen steil den Fels hinauf quälen, um dann am neu gestalteten Loreleyplateau auf den Rheinsteig zu treffen.
Hat der Rheinsteig sowieso schon eine Menge zu bieten, bekommt man auf der Königsetappe eindrücklich vor Augen geführt, warum es am Rhein so schön ist. Wolfgang Blum ist heute unser Wanderführer und er kennt den Rheinsteig wie seine Westentasche. Der Blick vom Loreley-Plateau ist leider noch nebelverhangen aber schon am eingangs erwähnten Spitznackfelsen gibt es die erste spektakuläre Aussicht. Wir wandern durch steile Weinberge, über den Roßstein und die Schwedenschanze, und dann mit dem Blick auf die Burg Pfalzgrafenstein nach Kaub hinunter. Am Blücher-Denkmal steigen wir voller Eindrücke wieder in den Reisebus. Lust bekommen? Dann schaut doch einfach mal, wie ich die Königsetappe des Rheinsteiges auf einer meiner früheren Wanderungen im Mittelrheintal erlebt habe.
Komm doch mal rüber: der Rheinburgenweg
Vom rechtsrheinischem Rheinsteig aus bleibt der Blick immer wieder an einer der vielen Burgen auf der anderen Rheinseite hängen. Das vieldiskutierte Thema, welche Rheinseite denn nun die richtige oder schönere ist, möchte ich hier nicht vertiefen. Fest steht: Wandern im Mittelrheintal funktioniert auch linksrheinisch. Und dort ist der Rheinburgenweg das Pendant zum Rheinsteig. Der Rheinburgenweg ist 200 Kilometer lang, beginnt am Rolandsbogen bei Remagen und endet am Mäuseturm bei Bingen. Oder natürlich umgekehrt.
Und wie sein Name schon sagt: der zertifizierte Premiumwanderweg verbindet die zahlreichen Burgen auf der linken Rheinseite. Wie zum Beispiel die Burg Stahleck hoch über Bacharach. Die Burg ist heute Jugendherberge und von ihr aus lässt sich wieder eine dieser spektakulären „Rheinsichten“ genießen. Mein Wandertipp: einfach mal Rheinsteig und Rheinburgenweg kombinieren und eine Mehrtageswanderung beiderseitig des Rheins planen! Auf einer der vielen Rheinfähren „kommt man leicht rüber“ und dann geht es auf der anderen Seite wieder zurück zum Startpunkt.
Für den schnellen Wanderhunger: Rundwanderungen im Mittelrheintal
Rheinsteig, Rheinburgenweg, Moselsteig, Lahnwanderweg… ich liebe Etappenwanderungen an Flüssen und bin auch gerne mal mehrere Tage am Stück unterwegs. Doch den schnellen Wanderhunger zwischendurch stille ich natürlich auch immer wieder gerne auf Rundwanderwegen. „Darf´s noch etwas mehr sein?“, fragt auch das Mittelrheintal und bietet als Zugabe zu Rheinsteig und Rheinburgenweg zahlreiche Rundtouren an. Bequem an einem Tag zu schaffen, führen sie oft große Stücke parallel zu Rheinsteig und Rheinburgenweg, zeigen einem aber auch mal das „Hinterland“, durch das man dann wieder zum Ausgangspunkt gelangt.
Ich beginne mal wieder rechtsrheinisch und da ist die Loreley-Extratour wohl eine der bekanntesten und auch schönsten Rundtouren im Mittelrheintal. Sie startet direkt am Loreley Besucherzentrum und ist 14,2 km lang. Hier findet man alles, was man von einer Wanderung im Mittelrheintal erwarten darf. Beeindruckende Ausblicke auf den Rhein, die Weite des Hochplateaus und die Abgeschiedenheit der kleinen Bäche, die in den Rhein münden. Natürlich ist das Ganze wieder mit traumhaften Burgblicken garniert. Vom Weg aus sieht man beispielsweise Burg Katz und Burg Rheinfels. Ein gutes Stück geht es schließlich parallel zum Rheinsteig. So darf man auch auf dieser Tour die Loreley vom Spitznackfelsen aus bewundern.
Rund geht es auch linksrheinisch
Doch auch linksrheinisch „geht es rund“. Zum Bespiel auf der Rheinburgenweg-Rundtour Breisiger Ländchen bei Bad Breisig. Der 16,8 km lange Premiumrundweg beginnt an den Römer-Thermen und bietet weite Ausblicke ins Siebengebirge, auf die goldene Meile und, eigentlich muss ich das gar nicht mehr erwähnen, auf Burgen wie Burg Arenfels, Burg Rheineck und Burg Hammerstein. Es geht weit ins Hinterland – hier ist man schon in der Voreifel und auf dem Rückweg durchquert man noch eine ehemalige keltische Siedlung. Alles in allem ein sehr kurzweiliger Tagesausflug. Mein Tipp: sobald es die Corona-Pandemie wieder erlaubt den Tag in den Römer-Thermen in Bad Breisig ausklingen lassen oder eine der zahlreichen gemütlichen Gastwirtschaften am Rhein besuchen. Vielleicht sogar beides?
Und noch einmal Rheinburgenweg-Rundtour. Und zwar eine, die mich schwer beeindruckt hat. Denn die 12,7 km lange Stahlberg-Schleife startet im romantischen Rhein-Örtchen Bacharach. Hier beginnt das große Staunen schon direkt am Start. Auf dem Weg hinauf zur Burg Stahleck muss ich mich immer wieder umdrehen, um noch einen und noch einen Blick auf den „Malerwinkel“ zu werfen. Fachwerkromantik und im Hintergrund die Weinberge, das hat was! Die Burg Stahleck muss man gesehen haben und dann geht es weit in ein kleines Bachtal hinein. Ein alter Schieferstollen gewährt tiefe Einblicke. Auf dem Rückweg wartet die Burg Stahlberg, sie gab ja der Schleife ihren Namen. Die Ruine ist ein schöner Platz zum Rasten und Ruhen. Danach wandert man durch die Weinberge zurück nach Bacharach. Und da sind wir auch schon beim Thema Wein angelangt.
Wein und lustig Lied, machen froh Gemüt
So lautet die Inschrift auf einem Balken eines wunderschönen Fachwerkhauses in Bacharach. Und richtig: Wandern im Mittelrheintal ohne einen Schoppen Wein zu genießen – nein, das geht absolut gar nicht! In Bacharach findet man gleich mehrere urige Weinstuben wie zum Beispiel den Gutsausschank des Weingutes Friedrich Bastian „zum grünen Baum“. Schwer haben es die Winzer in den überwiegend sehr steilen Weinlagen des Mittelrheintales. Aber es lohnt sich! Denn in ihrem Riesling fangen sich sprichwörtlich die Sonnenstrahlen.
Durchwandert man das Mittelrheintal auf dem Rheinsteig, durchstreift man die Weinberge der Weingüter Jens Diedinger, Matthias Müller und Wolfgang Hillesheim. Bei einem „Rheinsteigdinner“ im Café Restaurant Burg Sterrenberg durften wir uns von der Qualität der mehrfach prämierten Weine dieser Weingüter überzeugen. Besonders beeindruckt hat mich, dass die Winzer sich hier nicht als Konkurrenten sehen, sondern durchaus Hand in Hand arbeiten. Wie natürlich auch die Winzer der Winzergenossenschaft Loreley Bornich, die sich seit über 80 Jahren gegenseitig bei ihrer nicht leichten Arbeit unterstützen.
Übernachten – romantisch oder modern?
Nach einer ausgedehnten Wandertour, einem gepflegten Glas Wein und einem schmackhaften Abendessen möchte man natürlich auch gut und erholsam schlafen. Die Qualitätsgastgeber „Wanderbares Deutschland“ sind dafür eine gute Anlaufstelle. Wie zum Beispiel das Hotel Landgasthof „zum weißen Schwanen“ in Braubach, dessen kulinarische Spezialitäten wir übrigens auch bei oben erwähnten Rheinsteigdinner genießen durften. Jedes Zimmer ist hier ein Unikat und die sorgsam restaurierten Möbel zeugen von der Liebe der Gastgeber zum Detail. Da ist sie wieder: die Rheinromantik.
Ganz modern, aber deshalb nicht weniger gemütlich schläft man im Hotel Papa Rhein in Bingen. Eastcoast und Hafenflair in maritim „getakelten Kojen und Suiten“. Das Hotel bietet grandiose Aussichten auf den Rhein und die Weinberge und gewann den Tourismuspreis Rheinland-Pfalz 2019 in der „Kategorie Innovation des Jahres“. Mein Tipp: vom Hotel aus noch einen Abendspaziergang am Rhein entlang unternehmen und in der Vinothek einkehren. Hier stehen regionale Spezialitäten auf der Speisekarte. Und ausgesuchte Weine aus vier Weinbauregionen lassen schöne Erinnerungen an einen wunderschönen Wander-Kurzurlaub im Mittelrheintal aufkommen. Übrigens: das obere Mittelrheintal ist Gastgeber der Bundesgartenschau 2029. Aber so lange soll es bis zu meiner nächsten Wanderung im Mitterheintal auf keinen Fall dauern!
Wandern im Mittelrheintal – Diashow und Disclaimer
Das romantische Mittelrheintal habe ich im Rahmen der Veranstaltung „Bloggerwandern 2020“ besucht, zu der ich von der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH eingeladen wurde. Die Veranstaltung wurde von einer Reihe weiterer Sponsoren unterstützt. Dafür meinen allerherzlichsten Dank! Die Kooperation mit dem Veranstalter hat meine Berichterstattung jedoch in keinster Weise beeinflusst und ich gebe hier ausschließlich und ehrlich meine persönlichen Eindrücke wieder.
Transparenz und Offenheit sind mein Credo und somit Verpflichtung beim Verfassen aller meiner Artikel, dazu habe ich mich durch das Unterzeichnen des Outdoor Blogger Codex verpflichtet.
Bloggerwandern 2020 – Berichte meiner Mitwanderer
- Happy Hiker – Rheinsteig und Rheinburgenweg
- Fußläufig erreichbar – Wie ein gemalter Zauber
- Urban Hiker – Die Königsetappe Rheinsteig – Rheinsteig, 320 km Fernwanderweg am Rhein
- Wanderzentrale – Interview mit Karin Hünerfauth
- Bergparadiese – Rheinsteig – ein Porträt des Fernwanderwegs durch Rheinland-Pfalz
- Der Entspannende – Rhein, Ritter und Romantik
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Hallo Jörg,
über Komoot habe ich heute Deine Seite entdeckt und gehe mich mal umschauen :-)
Viele Grüße aus der Nähe von Bremen
Karen
Hallo Karen. Das freut mich! Ja, schau Dich ruhig um und ich werde natürlich auch mal bei Dir reinschauen! Liebe Grüße, Jörg
Hallo Jörg, danke für die schöne Nachlese und den Rundumschlag in Sachen Wandern und Urlaub am Romantischen Rhein. Schön dass es Dir gut gefallen hat- man sieht sich sicher wieder….
Viele Grüße
Karin
Hallo Karin,
Vielen Dank für den lieben Kommentar! Wie ich geschrieben habe: eine Wanderung am Rhein ist immer ein Erlebnis! Und deshalb stimmt: auf ein Wiedersehen!